Wie feiert Rolf Zuckowski Weihnachten?

Wie feiert Rolf Zuckowski Weihnachten?

Die Lieder von Rolf Zuckowski begleiten uns durch das ganze Jahr. Die Weihnachtsalben des Künstlers sind besonders intensiv und aus der Advents- und Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. 'Musik für Dich' sprach mit Rolf über seine ganz privaten Weihnachtsrituale.

Lieber Rolf, wie feiert ihr als Familie dieses Jahr Weihnachten?

Diese Frage wird mir sehr oft gestellt. Wir feiern ganz traditionell, mit unseren Kindern und Enkelkindern bei uns zu Hause. Unsere Tochter Anuschka feiert erst mit ihrem Mann und ihren drei Kindern - der Kleinste lernt gerade laufen - bei sich. Danach geht die junge Familie zu Fuß, durch den hoffentlich verschneiten Ort, zu uns ins Eltern- und Großelternhaus.

Und erst dort erblicken die Kinder den geschmückten Tannenbaum?

Die Junge Familie hat natürlich ihren eigenen Baum. Im Elternhaus wird bereits am Vorabend von Groß und Klein mit viel guter Laune geschmückt. Unser Tannenbaum ist nicht einheitlich verziert und entspricht keinem Zeitgeist, sondern er ist bunt mit Anhängern, die wir noch von unseren Eltern haben oder die im Laufe der Jahre gesammelt oder von den Kindern und Enkeln gebastelt wurden.

Gibt es denn bei euch in der Familie die wunderbare geheimnisvolle Aura, die das Weihnachtszimmer kurz vor der Bescherung ausstrahlt?

Die gibt es, denn obwohl das Schmücken des Baumes kein Geheimnis ist, warten unsere erwachsenen Kinder und die Enkel vor der Bescherung im Obergeschoss, bis das Glöckchen klingelt. Dann sind alle wieder ein bisschen klein und schlüpfen in die Rolle der Kinder. Um sich die Wartezeit zu vertreiben, hören sie zusammen alte Hörspiele. Auch das ist schon ein Ritual, das Jahr für Jahr wieder eingefordert wird.

Und wenn das Glöckchen endlich klingelt?

Dann kommen alle in das Weihnachtszimmer und bestaunen den Baum in seinem Kerzenglanz. Wir sind uns jedes Jahr sicher, dass wir noch nie einen schöneren Baum hatten. Dann stellen wir uns zusammen als Familie um den Baum auf, halten uns an den Händen und singen zusammen klassische deutsche Weihnachtslieder. Auf jeden Fall 'O Tannenbaum” und 'O du fröhliche”.

Was bedeutet dieses gemeinsame Halten der Hände zu Beginn des Festes für euch?

Diese Geste hat für uns als Familie eine starke Symbolkraft. Wir spüren nicht nur die kleinen oder großen Hände der Familienmitglieder neben uns, sondern auch die Hände derer, die nicht mehr dabei sind, aber früher das Fest mit uns gefeiert haben. Wir sind mit unseren Gedanken bei den verstorbenen Eltern und Urgroßeltern, und freuen uns über neue, noch sehr kleine Hände in unserem Familienkreis.

Eine neue, kleine Hand, die auch durch das Jesuskind in der Krippe symbolisiert werden kann?

Ein Weihnachtsfest, bei dem zum ersten Mal ein vertrautes Gesicht aus dem Familienkreis fehlt, kann zu Tränen der Trauer rühren und auch ein aktiver Teil der Trauerbewältigung sein. Im übertragenen Sinne lässt sich aber aus dem Kind in der Krippe auch neue Hoffnung schöpfen. Der gleiche Gedanke findet sich auch in der Volksweisheit 'einer geht und einer kommt”.

Weihnachten sehnen sich die meisten von uns nach Familie, Vertrauen und Geborgenheit. Kann man sich der Wärme und Strahlkraft des Festes entziehen?

Kaum, wenn man zu Hause in Deutschland bleibt und ringsum in den Stuben am Heiligabend die Kerzen angezündet werden. Wer das nicht erleben möchte, muss wohl ganz weit weg reisen, in einen Kulturkreis, dem das Weihnachtsfest in dieser Form fremd ist.

Viele nehmen weite Distanzen auf sich, um an den Weihnachtstagen alle Familienmitglieder zu sehen. Wie gelingt es, trotz Fahrtstress und engem Zeitplan während der Feiertage die Besinnlichkeit des Festes nicht aus den Augen zu verlieren?


Vor allem durch Musik, gemeinsames Musizieren und Singen. Viele ältere Menschen, die an den Festtagen nicht mehr zu ihren Familien reisen können, sind dankbar mit liebevollem Besuch zusammen klassische Weihnachtslieder zu singen.

Deine Lieder gehören in vielen Familien zur Vorweihnachtszeit und werden in den Weihnachtstagen vorgespielt und mitgesungen. Welche Lieder bedeuten Dir persönlich sehr viel?

Die sehr beliebte "Weihnachtsbäckerei" ist für mich kein Weihnachtslied im eigentlichen Sinne, sondern es gehört in die Adventszeit. Mit der Weihnachtsbotschaft auseinandergesetzt habe ich mich vor allem in dem Lied "Und wenn er wirklich wieder käm" (Stille Nächte - helles Licht), in dem ich die Frage aufwerfe, wie wir Jesus empfangen würden, wenn er heute leibhaftig unter uns wäre. Weitere, mir persönlich sehr wichtige Weihnachtslieder sind (Winterkinder), "Mitten in der Nacht" (Dezemberträume) und 'Weihnachten” (Stille Nächte – helles Licht).

Mit Deinen Weihnachtsliedern, die auf insgesamt fünf Weihnachtsalben veröffentlicht wurden, hast Du neue Volkslieder geschaffen, die neben "Ihr Kinderlein kommet" und "Stille Nacht" in vielen Familien nicht mehr wegzudenken sind. Was braucht ein Weihnachtslied, um nicht nur gehört, sondern auch gesungen zu werden?


Die Muttersprache ist uns immer vertrauter als eine noch so gut gesprochene Fremdsprache und sie ermuntert uns, Musik nicht nur als Begleiterscheinung wahrzunehmen, sondern einzutauchen und auf die feinen Textnuancen zu achten und das Lied tief in sich aufzunehmen. Auf meiner CD "Sehnsucht nach Weihnachten", die ich mit meinem Schweizer Freund Peter Reber und unseren beiden Töchtern aufgenommen habe, ist die Vertonung des wundervollen Gedichtes von Joseph von Eichendorff 'Weihnachten - Markt und Straßen stehn’ verlassen” zu hören. Diesem, von Hans Niehaus vertontem Lied, wünsche ich sehr, dass es nach und nach wie ein Volkslied Einzug in die Weihnachtszimmer hält.

In diesem Sinne wünsche ich allen Familien eine mit alten und neuen Liedern musikerfüllte, fröhliche, aber auch besinnliche Weihnacht